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Thema: Gedichte und Kurzgeschichten (Gelesen 27196 mal) |
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kruppa
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Re: Gedichte und Kurzgeschichten
« Antworten #45 am: 22.04.2004 um 20:07:52 » |
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... welche Frau kennt das nicht? Kleine Ursachen Ein Mensch - und das geschieht nicht oft - Bekommt Besuch, ganz unverhofft, Von einem jungen Frauenzimmer, Das grad, aus was für Gründen immer - Vielleicht aus ziemlich hintergründigen - Bereit ist, diese Nacht zu sündigen. Der Mensch müßt nur die Arme breiten, Dann würde sie in diese gleiten. Der Mensch jedoch den Mut verliert, Denn leider ist er unrasiert. Ein Mann mit schlechtgeschabtem Kinn Verfehlt der Stunde Glücksgewinn, Und wird er schließlich doch noch zärtlich, Wird er's zu schwach und auch zu bärtlich. Infolge schwacher Reizentfaltung Gewinnt die Dame wieder Haltung Und läßt den Menschen, rauh von Stoppeln, Vergebens seine Müh verdoppeln. Des Menschen Kinn ist seitdem glatt - Doch findet kein Besuch mehr statt. Eugen Roth 1895 - 1976
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kruppa
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Re: Gedichte und Kurzgeschichten
« Antworten #46 am: 24.04.2004 um 03:03:57 » |
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Wie mag er aussehn? Wer hat zum Steuerbogenformular Den Text erfunden? Ob der in jenen Stunden, Da er dies Wunderwirrwar gebar, Wohl ganz – oder total – war? Du liest den Text. Du sinnst. Du spinnst. Du grinst – „Welch Rinds“ – Und du beginnst Wieder und wieder. – Eisigkalt Kommt die Vision dir „Heilanstalt“. Für ihn? Für dich? – Dein Witz erblaßt. Der Mann, der jenen Text verfaßt, Was mag er dünkeln oder wähnen? Ahnt er denn nichts von Zeitverlust und Tränen? Wir kommen nicht auf seine Spur. Und er muß wohl so sein und bleiben. Auf seinen Grabstein sollte man nur Den Text vom Steuerbogen schreiben. Joachim Ringelnatz
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Linie 6 Düsterer Reiter Deines Weltuntergangs Auf Dem Pferd Aus Einsamkeit Und Alltäglicher Faszination Deines Traurigen Lebens
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kruppa
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Re: Gedichte und Kurzgeschichten
« Antworten #48 am: 02.05.2004 um 14:15:12 » |
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Hallo Herr Solist, da freu ich mich aber, Dich jetzt auch hier begrüssen zu dürfen!!! Sehr Schön!! Ich bin doch immer so begeistert, von Dir was Lesen zu können, weisst Du ja. Natürlich bleibe ich auch weiterhin Deinem (fast) täglichen Webblog treu, keine Frage... Ich hoffe, Deinem Kopf geht`s wieder besser, Du geniesst den Sonntag und kommst mal wieder hier vorbei. Liebe Grüsse Kruppa Für alle: Die Internetseite des Solisten - Sehr empfehlenswert - besonders der tägliche Webblog unter http://www.der-literarische-solist.de
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solist
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kruppa. liebe! auch ich freue mich. sowohl hier schreiben zu können - unter deiner administration - wie auch von dir lesen zu können - sehr schön! hab dank für deine nachricht! heute habe ich dir ja leider nichts im weblog bieten können, hier also nur für dich:: sonntag, 02.05.2004; 22:43 ich habe heute den ganzen sonntag gegammelt, entweder im bett bei löwenzahn & co oder auf dem balkon. ein fauler sonntag. nach einem lukulischen mahl heute abend, sitze ich nun bei rotwein und der obligatorischen zigarette bei "ditsche - das wirklich wahre leben" und amüsiere mich köstlich über diesen schrägen humor. kühl zieht die nachtluft in mein zimmer durch die geöffnete balkontür und ich sehne mich schon nach meinem warmen pyjama, in den ich mich gleich einkuscheln werde. ich werde ein glas wein auf dich trinken und morgen kannst du wieder von mir lesen, versprochen.... einen schönen abend und wir lesen uns, solist, das glas erhebend
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kruppa
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Re: Gedichte und Kurzgeschichten
« Antworten #50 am: 03.05.2004 um 23:12:11 » |
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ist das nicht schön? *seufz* Die Liebenden Ein Blick von deinen Augen in die meinen, ein Kuss von deinem Mund auf meinem Munde – wer davon hat, wie ich, gewisse Kunde, mag dem was anders wohl erfreulich scheinen? Entfernt von dir, entfremdet von den Meinen, führ ich stets die Gedanken in die Runde, und immer treffen sie auf jene Stunde, die Einzige; da fang ich an zu weinen. Die Träne trocknet wieder unversehens: Er liebt ja, denk ich, her in diese Stille – und solltest du nicht in die Ferne reichen? Vernimm das Lispeln dieses Liebewehens; mein einzig Glück auf Erden ist dein Wille, dein freundlicher zu mir – gib mir ein Zeichen! Johann Wolfgang von Goethe
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solist
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Re: Gedichte und Kurzgeschichten
« Antworten #51 am: 04.05.2004 um 12:15:45 » |
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ICH LIEBE DIE SANFTMUT... Ich liebe die Sanftmut, und trete ich über die Schwelle einer Einsamkeit, öffne ich die Augen und lasse sie überlaufen von der Süße ihres Friedens. Ich liebe die Sanftmut über allen Dinger dieser Welt. Ich finde in der Beruhigung der Dinge ein großes und ein stummes Lied. Die Augen zum Himmel wendend, gewahre ich Erschauern der Wolken, im Vogel, der vorüberzieht, und im Wind die große Süße der Sanftmut. Pablo Neruda --- ach! es ist wie für mich geschrieben. findest du dich auch darin wieder?
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miablumoon
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Re: Gedichte und Kurzgeschichten
« Antworten #52 am: 05.05.2004 um 21:35:28 » |
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kreisel gib mir anschwung und ich drehe mich schwindel drehe mich ohne die richtung selbstbestimmt zu haben tanze im kreis drehe mich anderes gibt es nicht drehe mich langsamer langsamer kein schwung kommt nach langsamer ermüde ich wanke ich kein schwung taumel ich fall um und warte auf den nächsten tanz mit schwung - gerade mal so eingefallen
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*close your eyes, hear the beat and start to dream with your feet*
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kruppa
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Re: Gedichte und Kurzgeschichten
« Antworten #53 am: 12.05.2004 um 10:52:02 » |
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Berliner Klopsgeschichte Ick sitz an' Tisch und esse Klops uff eenmal klopts. Ick kieke, staune, wundre mir, Uff eenmal jeht se uff, die Tür! Nanu, denk ick, ick denk nanu, Jetz is se uff, erst war se zu. Ick jehe raus und kieke Und wer steht draußen? - Icke. (Entnommen aus: Ewald Harndt, "Französisch im Berliner Jargon", Verlag Das Neue Berlin, 1990)
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solist
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Re: Gedichte und Kurzgeschichten
« Antworten #54 am: 12.05.2004 um 15:33:36 » |
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am 12.05.2004 um 10:52:02, schrieb kruppa :Berliner Klopsgeschichte Ick sitz an' Tisch und esse Klops uff eenmal klopts. |
| wie wunderbar! ein meisterwerk des jargons... du zauberst ein lächeln auf des solisten gesicht, kruppa! danke sehr!
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kruppa
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Re: Gedichte und Kurzgeschichten
« Antworten #55 am: 19.05.2004 um 01:10:23 » |
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dich so leicht berühren dass kein wind entsteht dich so leise besuchen dass niemand es merkt mit dir so leise sprechen dass bäume sich schämen Irena Stasch
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« Zuletzt bearbeitet: 19.05.2004 um 01:12:51 von kruppa » |
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kruppa
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Re: Gedichte und Kurzgeschichten
« Antworten #56 am: 21.05.2004 um 14:59:50 » |
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Erste Rosen Erste Rosen erwachen, und ihr Duften ist zag wie ein leisleises Lachen; flüchtig mit schwalbenflachen Flügeln streift es den Tag; und wohin du langst, da ist alles noch Angst. Jeder Schimmer ist scheu, und kein Klang ist noch zahm, und die Nacht ist zu neu, und die Schönheit ist Scham. Rainer Maria Rilke (1875-1926)
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kruppa
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Re: Gedichte und Kurzgeschichten
« Antworten #57 am: 23.05.2004 um 21:22:39 » |
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Die Made Hinter eines Baumes Rinde wohnt die Made mit dem Kinde. Sie ist Witwe, denn der Gatte, den sie hatte, fiel vom Blatte. Diente so auf diese Weise einer Ameise als Speise. Eines Morgens sprach die Made: »Liebes Kind, ich sehe grade, drüben gibt es frischen Kohl, den ich hol'. So leb denn wohl. Halt! Noch eins, denk, was geschah, geh nicht aus, denk an Papa!« Also sprach sie und entwich. — Made junior jedoch schlich hinterdrein, und das war schlecht, denn schon kam ein bunter Specht und verschlang die kleine fade Made ohne Gnade. — Schade. Hinter eines Baumes Rinde ruft die Made nach dem Kinde. Heinz Erhardt
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kruppa
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Re: Gedichte und Kurzgeschichten
« Antworten #58 am: 30.05.2004 um 00:23:43 » |
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... mal wieder was Neues an dieser Stelle... Bewaffneter Friede Ganz unverhofft, an einem Hügel, Sind sich begegnet Fuchs und Igel. Halt, rief der Fuchs, du Bösewicht! Kennst du des Königs Ordre nicht? Ist nicht der Friede längst verkündigt, und weißt du nicht, daß jeder sündigt, Der immer noch gerüstet geht? Im Namen seiner Majestät Geh her und übergib dein Fell. Der Igel sprach: Nur nicht so schnell. Laß dir erst deine Zähne brechen, Dann wollen wir uns weiter sprechen! Und allsogleich macht er sich rund, Schließt seinen dichten Stachelbund und trotzt getrost der ganzen Welt, Bewaffnet, doch als Friedensheld. Wilhelm Busch
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kruppa
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Re: Gedichte und Kurzgeschichten
« Antworten #59 am: 12.06.2004 um 00:40:07 » |
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Ich werde dich besuchen. Und ich brauche mich dir nicht zu erkennen geben. Ich bin der Knoten, der das Reich zusammenhält. Ich bin der Schlussstein einer bestimmten Freude an den Dingen. Und ich verknüpfe dich. Und so bist du nicht mehr einsam. Wie solltest du mir nicht folgen? Ich bin ja nichts anderes mehr als du selbst. So ist es mit der Musik, die ein bestimmtes Gefüge in dir aufbaut. Durch sie wirst du entflammt. Die Musik ist weder wahr noch falsch. Du selber begannst zu werden. Ich will dich nicht verlassen sehen in deiner Vollkommenheit. Bitter und verlassen. Ich werde die Inbrunst in dir wecken, die nur gibt und niemals ausplündert, denn die Inbrunst verlangt weder Eigentum noch Gegenwart. Deshalb habe ich für dich, der du allein bist, dieses Gebet ersonnen: Antoine de Saint-Exupéry, Die Stadt in der Wüste, 123
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« Zuletzt bearbeitet: 12.06.2004 um 00:42:35 von kruppa » |
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